1888 zog Otto Schoetensack mit seiner Familie nach Heidelberg. Auf dem zweiten Bildungsweg erreichte er das Abitur und schlug danach eine Universitätslaufbahn ein. Schoetensack beschäftigte zunehmend die Genese höheren Lebens und die Entwicklungsgeschichte des Homo sapiens. Seine Überlegungen führten ihn zu der Theorie, die Menschheit sei in Australien entstanden, die dort heute noch lebenden Aborigines seien die letzten Neandertaler. Sein bester Freund Hermann Klaatsch fuhr für ihn nach Australien und widerlegte mit seinen Forschungen dort Schoetensacks Theorie.
Als Paläontologe richtete er sein Augenmerk auf die Sedimentgesteine in den Sandgruben der Umgebung, so auch auf die Grube Grafenrain bei Mauer. Mit seinem Freund Klaatsch besuchte Schoetensack die Sandgrube regelmäßig und sorgte dafür, dass die Arbeiter sorgsam mit den Funden umgingen und ihm diese umgehend in Heidelberg meldeten.
Die Entdeckung, die Schoetensacks wissenschaftliche Laufbahn krönte, trug sich im Herbst 1907 zu:
Am 21. Oktober wurde in der Sandgrube Grafenrain bei Mauer vom Arbeiter Daniel Hartmann ein fossiler menschlicher Unterkiefer in einer geologisch sehr alten Schicht geborgen. Am nächsten Tag wurde Schoetensack unterrichtet. Er nannte das Fossil der Spezies als Reminiszenz an den Fundort Homo heidelbergensis. Zusammen mit dem Anatom Hermann Klaatsch entstand die berühmte Monografie „Der Unterkiefer des Homo Heidelbergensis aus den Sanden vom Mauer. Ein Beitrag zur Paläontologie des Menschen.“
Das Werk, mit dem Schoetensack weltweit bekannt wurde, gilt noch heute als vorbildliche Fundbeschreibung. Schoetensack ließ die Fundstelle von einem Geometer auf den Zentimeter genau vermessen. Damit ist er ein Vorbild für frühes interdisziplinäres Forschen: Er greift erstmalig zurück auf Erkenntnisse unter anderem von Biologen, Anatomen, Zahnärzten, Radiologen (erstmalige Verwendung von Röntgenbildern in einer wissenschaftlichen Arbeit), Geografen, Landvermessern.
Der Preis der Stiftung soll die Forschung um die Humanevolution unterstützen und dient der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Er ist Prof. Otto Schoetensack gewidmet.